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NEWSLETTER Hallenbad Falkensee 004 | Wie in Falkensee die Bäume verschwinden

23.4.2018

Falkensee ist eine grüne Gartenstadt und erfüllt unsere Herzen mit Freude, wenn wir ihr beim Erblühen und Knospen zuschauen können. Die Vögel zwitschern in den Bäumen. Was für eine schöne Idylle.

Foto von Zoran Milosavljevic: www.pexels.com

Aber diese Idylle ist durch den Verlust von großen Bäumen bedroht.
Es sind drei Hauptgründe warum in Falkensee immer weniger große Bäume stehen.

A. Zum einen sind es jährlich zwischen 600 und 800 Bäume, die für Neubauvorhaben gefällt werden. Oft sind es alte, lange nicht gepflegte Grundstücke die zugewachsen sind. Manchmal ist es aber auch der Kran für das Fertighaus, der dann besser arbeiten kann. Hier wechselt sich tatsächlich Notwendiges mit eigentlich nicht wirklich Notwendigem, aber Bequemerem ab.
Die Baufirma bescheinigt was der neue Grundstücksbesitzer gerne möchte. Und dem Grünflächenamt fehlt das Personal um Alternativen zu erarbeiten und durchzusetzen. Und es sind noch rund 3000 Nachpflanzungen aus den Jahren 1993 bis 2017 nicht erfolgt. Auch hier fehlt seit Jahren das Personal.

B. Die Zahl der Bäume, die durch Stürme oder Vitalitätsverluste jährlich verloren gehen, hat sich in den letzten Jahren auf rund 1500 gesteigert. Viele Bäume wie Fichte oder Kiefer haben Probleme mit den zu warmen Wintern und wenig Regen im Frühjahr. Die Sturmstärke nimmt durch das Abschmelzen des Nordpols zu. Je geringer der Themperaturunterschied zwischen Pol und Falkensee, desto stärker werden die Stürme. Und diese treffen dann auch zunehmend auf noch belaubte Bäume im Spätsommer.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der brandenburgische Waldbauernverband und das Thünen-Institut in Brandenburg gehen davon aus, das diese Situation sich noch erheblich verschärfen wird. Die Ulme ist schon fast vollständig verschwunden. Etwa 90 % der Fichten werden verschwinden. Die Kiefer wird aus windempfindlichen Standorten fast vollständig verschwinden, da sie eigentlich ein Pfahlwurzler ist, wegen der Trockenheit aber nur instabile Flachwurzeln ausbildet. Auch die Birke wird nur an Sonderstandorten überleben. Momentan versucht man mit Eichen die Wälder zu stabilisieren, diese kommen aber mit Wechselfeuchte -mal Regen, mal Trockenheit- schlecht zurecht. Das Thühnen-Institut sucht seit Jahren erfolglos einen Baum, der genetisch in der Lage währe im Brandenburger Wald sicher zu überleben.

Wir werden also mit aller Kraft den Umbau unserer Wälder vorantreiben müssen. Immerhin zahlt die EU eine 100 % Förderung für die Sicherung der Waldränder gegen Stürme, indem man eine gestaffelte Bepflanzung anlegt. Und die Bewässerung der Bäume im Stadtgebiet wird zur wichtigen Aufgabe für alle Grundstücksbesitzer und die Stadt. Denn: je weniger Bäume, desto mehr trocknet der Boden in der Sonne aus, und desto schlimmer wird die Situation. Eine Abteilung oder Personal für diese große Aufgabe existiert bislang nicht in Falkensee. Eine bereis bewilligte 80 % Förderung durch das Bundesumweltministerium für zwei Personalstellen zur Klimaanpassung wurde leider in letzter Minute durch den Bürgermeister und die Stadtverordneten abgelehnt.

C. Die Vertreter der Stadt Falkensee (Verwaltung, Bürgermeister und Stadtverordnete) planen gerade die größte Baumfäll-Aktion, die die Stadt in den letzten Jahrzehnten beschlossen hat. Für Straßen, große Parkplätze, einen Sportplatz, zwei Supermärkte, große Wohnblöcke und nicht zuletzt das geplante Hallenbad am Seegefelder Bahnhof hat die Stadt neue Bebauungspläne ausgelegt und will sie demnächst beschließen.
Das betrifft die folgenden Pläne mit den jeweiligen Rodungsflächen:
Liese-Meitner-Gym 22.900 qm, Bhf Finkenkrug 11.600 qm, Bhf Seegefeld 29.700 qm, Wachtelfeld 2.800 qm und 100 Linden mit 17.000 qm.
Das sind in der Summe 84.000 qm baumbestandener Flächen mitten in unserer Stadt. Eichen, Buchen, Birken, Kiefern, Robinien, Linden.
Diese dürfen dann ab 1. Oktober legal nach und nach mit der Kettensäge umgelegt werden. Dabei könnte man mit einer veränderten Planung mindestens 80% der Bäume retten.

Jeder Bürger hat auf vielfältige Weise die Möglichkeit etwas für die Bäume zu tun. Damit wir auch morgen noch im Grünen wohnen.

Umwelt AG der Lokalen Agenda 21 Falkensee // Gibt nicht (oder noch nicht) die Meinung der gesamten Lokalen Agenda 21 Falkensee (Unter-AGs und Vorstand) wieder.